VON WALTER MIRWALD
Das Motto des 31. Deutschen Turnfestes, das gestern am späten Abend mit Fanfarenklängen, einem Auftritt des weltberühmten Thomaner-Chors, dem 2. Brandenburgischen Konzert von Bach und zwölf Glockenschlägen in der Leipziger Innenstadt zu Ende ging, stand unter dem Motto "Neues entdecken". Neu entdeckt wurde von 100 000 Wettkämpfern und Besuchern während der Woche die Stadt Leipzig, die eine anerkennenswerte Aufbruchstimmung beseelt.
Neu entdeckt wurden auch eine Vielzahl von Themen aus dem Bereich Sport, Politik und Gesellschaft bei der erstmals angebotenen Turnfest-Akademie. Die Premiere übertraf mit 21000 Buchungen in 440 Workshops mit 6500 Wissbegierigen alle Erwartungen. Das Angebot reichte dabei von praktischen Vorführungen bis hin zu einer Diskussion über die Stasi und ihre Arbeitsmethoden.
Neues entdecken konnte die riesige Turnerschar auch auf der Trendmesse in der Halle 3 des Messezentrums, in der es häufig kaum ein Durchkommen durch die Menschenmassen gab.
Nicht mehr ganz so neu, aber nach gut einem Dutzend Jahren hierzulande immer noch "trendy", ist Rope Skipping, das schnelle Seilspringen, das sich von der Trendmesse längst in die Wettkampfhallen verlagert hat. "In mehr als 200 Vereinen in Deutschland wird Rope Skipping betrieben", berichtet Birgit Pfirmann aus Landau von der zuständigen Fachgruppe des Deutschen Turner Bundes (DTB). Auf drei Säulen steht Rope Skipping im DTB: Wettkampf, Show sowie Fitness- und Gesundheitssport, einem Feld, auf dem auch mit der Deutschen Herzstiftung zusammengearbeitet wird.
Sportlehrer Wolfgang Westrich aus Kaiserslautern hat Rope Skipping vor gut einem Dutzend Jahren in den USA für Deutschland entdeckt. Seitdem wird hierzulande auf vielen Bühnen und in vielen Hallen in einem Wahnsinnstempo und in tollen Variationen gesprungen. Auch in Südhessen: Branchenführer ist hier die TG Rüsselsheim, die gestern auch in Leipzig die Bundeswettbewerbe in den Altersklassen 18 Jahre und älter sowie 15 bis 17 Jahre gewann. Trainerin Signe Richter hat ihr Team schon bis zur Vize-Weltmeisterschaft geführt. Auch bei den vier Turnfest-Galas in Leipzig wirbelten die Rüsselsheimer Springkünstler/innen vor jeweils 7000 Zuschauern in der Messehalle 1 und bei der Live-Übertragung des MDR-Fernsehens.
Gute Arbeit leistet auch Trainerin Hannelore Ziegler beim TV Crumstadt. Ihre Schützlinge belegten in Leipzig Platz zwei in der Klasse der 12- bis 14-Jährigen und Platz sieben in der Altersgruppe 15 bis 17 Jahre. TV Babenhausen erreichte Rang fünf in der Gruppe 12 bis 14 Jahre.
Einen Durchbruch ihrer Sportart erhofft sich Birgit Pfirmann vom 1. Demo-Cup Show-Wettbewerb im November in Hamm. Da sollen die Zuschauer per Los in die Jurv gebeten werden. Zweifellos ein neuer (Gedanken)-Sprung der Rope Skipper. Auch nach Leipzig heißt es noch: Neues entdecken.
Fehler, Stürze und ein Hauch von Weltklasse: Marius Toba (34) setzte bei den Einzel-Finals um der Turner das einzige Glanzlicht. Der Hannoveraner deklassierte an seinem Spezialgerät Ringe mit der Tageshöchstnote (9,587 Punkte) die jugendliche Konkurrenz. Erfolgreichste Turnerin beim "Pannefestival" vor 14000 Zuschauern war Mehrkampf-Meisterin Conny Schütz (Leipzig) mit viermal Edelmetall. Tiefpunkt war der Schwebebalken-Wettbewerb: Sechs Finalistinnen leisteten sich zehn Stürze. Die auch am Boden erfolgreiche Yvonne Musik (Hoffnungsthal) bekam Gold mit 8,050 Zählern geschenkt.
>> Groß-Gerauer Echo vom 25.05.2002
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